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Morgens beim Frühstück geht es bei mir ein bisschen feierlich zu. Unter dem Toastbrot liegt nämlich ein – Achtung: königlich-bayerischer Brotzeitteller, ein Souvenir aus Bayern. Das gute alte Frühstücksbrettchen ist ja seit einiger Zeit wieder sehr in Mode. Wie auch das Brot ist es offenbar eine typisch deutsche Angelegenheit. Als ich einer Freundin in Australien eins geschickt habe, ist es mir nicht gelungen, ihr auf Englisch zu erklären, was das für ein Ding ist. Sie bedankte sich jedenfalls für den schönen Teeuntersetzer.
Nun ja, auch ohne den königlichen Brotzeitteller ist eine Brotzeit, eine Mahlzeit mit Brot eine feierliche Angelegenheit, zumindest eine bedenkenswerte. Wie viel Einsatz von Mensch und Maschine war nötig, um die Scheibe Brot zu produzieren und ohne das Mittun der Natur wäre das alles ohnehin nicht möglich.
Brot - die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit heißt es in der katholischen Messe. Denn für uns Christen spielt das Brot eine herausragende Rolle. Ein kleines Stück Brot wird zum Zeichen der Gegenwart Gottes. Ein kleines Stück Brot! Ausgerechnet. Ging es nicht noch ein bisschen banaler, möchte man ironisch fragen. Ist dem Herrn Jesus nichts Besseres eingefallen? Nein, denn es gibt vermutlich nichts Besseres. Auch wenn es nirgends auf der Welt eine solche Brotvielfalt und Brotkultur gibt wie bei uns in Deutschland, so essen die Menschen doch überall auf der Welt Brot. Und das seit Jahrtausenden. Es ist eben ein Grundnahrungsmittel. Und dass Jesus dies als Zeichen für seine Gegenwart genommen hat, ist vermutlich kein Ausdruck von Ideenlosigkeit, sondern in voller Absicht geschehen. „Das ist mein Leib“ sagt er. „Ich bin euer Grundnahrungsmittel“ könnte man übertragen.
Jesus will ein Grundnahrungsmittel sein. Seine Botschaft ist ein Grundnahrungsmittel. So versteh ich das jedenfalls. Für mich ist der christliche Glaube keine spezielle Art der Meditation, bei der es etwa auf eine bestimmte Körperhaltung oder auf eine bestimmte Formulierung ankäme. Es geht nicht um Tradition oder Wellness und auch nicht darum, meine Wohnung oder mein Leben fromm zu dekorieren. Es geht um ein Verständnis von Leben und Welt, um eine Haltung, um eine Sicht der Dinge, die das Leben, ja wie soll man sagen, von innen her prägt. Deswegen ist der christliche Glauben kein Hobby, keine Privatsache. Er kann es gar nicht sein. Was nicht heißt, dass ich nun andauernd meine Frömmigkeit zur Schau stelle oder von morgens bis abends den Heiland auf den Lippen führe. Nein. Es geht darum, wie und wofür ich in dieser Welt leben kann. Oder noch besser gesagt: was mich motiviert, was mir Hoffnung macht. Es geht darum, was mich trägt, was mich satt macht, was mir den Hunger nimmt, den Hunger der Seele nach Geborgenheit, nach Angenommen-Sein, nach Gerechtigkeit, nach Wahrheit. Und daraus abgeleitet geht es darum, wie ich mit anderen Menschen umgehe. Nehme ich sie ernst? Nehme ich sie überhaupt wahr? Trete ich ihnen wohlwollend gegenüber? Und es geht darum, wie ich mit der Natur umgehe. Betrachte ich sie als einen gigantischen Selbstbedienungsladen, aus dem ich mir nehmen kann, was ich will oder ist sie die Schöpfung, die mich zwar nährt, für die ich aber auch Verantwortung trage?
Wes Geistes Kind seid ihr? dichtete der frühere Bamberger Jugendpfarrer und Generalvikar Alois Albrecht, was sind eure Programme, eure Ziele? Was eure Probleme, eure Fragen? Es wird sich zeigen, ihr könnt es nicht vertuschen, ob ihr vom Brote Jesu genähret seid.
Unser tägliches Brot gib uns heute, heißt die Vaterunser-Bitte. Ja, es geht um den Alltag, um alle Tage meines Lebens, um jeden Tag, den ich mit einem Toastbrot auf dem königlichbayerischen Brotzeitteller beginne. Also auch um heute.