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Seit fast 120 Jahren in Büchen der „Bäcker vor Ort“

Zehn Konfirmandinnen und Konfirmanden aus der Gruppe von Pastor Dr. Jan Jackisch waren es, die sich am Erntedanksonntag 2014 in aller Herrgottsfrühe um 5.00 Uhr in der Backstube von Bäckermeister Wilfried Hondt in Büchen versammelten. Gemeinsam wollten sie Brote backen und im Festgottesdienst zugunsten der Jugendhilfeprojekte von „Brot für die Welt“ verkaufen.

Den Teig hatten Firmenchef Wilfried Hondt und sein Sohn Niels vorbereitet. Trotz des frühen Aufstehens war die Stimmung unter den Jugendlichen prächtig; mit Begeisterung und Eifer machten sie sich an die Sache: Teig abwiegen und kneten und in die rechte „Brotform“ bringen. Im Anschluss an den Backgang wurden die Brotlaibe mit christlichen Symbolen verziert.

Bäckermeister Hondt und Pastor Dr. Jackisch hatten sich auf einen Preis von 4,00 Euro je Brotlaib (750 Gramm) verständigt. Und wie nicht anders zu erwarten, ging auch im Erntedankgottesdienst in Büchen die Ware weg wie „warme Brote“.

Für Bäckermeister Hondt ist eine solche Aktion nichts Außergewöhnliches. Seit jeher sind er und sein Betrieb eine feste Größe im kulturellen Leben der Region. Mit verlässlicher Regelmäßigkeit beteiligt er sich an örtlichen Initiativen und ist oft genug selbst Akteur. So kommen beim jährlichen Backen von Weihnachtskeksen schon mal 100 Kita-Kinder zusammen. Regelmäßig hält Bäckermeister Hondt vor Schulklassen Vorträge zum Thema „Vom Korn zum Brot“, um den Jugendlichen einen Einblick zu geben in die „Vorgeschichte“ des Nahrungsmittels, das sie täglich so selbstverständlich und unbekümmert verzehren. Auch die Ausbildung des Bäckernachwuchses liegt Wilfried Hondt am Herzen. Vier Ausbildungsplätze bietet er an; zwei seiner Lehrlinge haben in den letzten Jahren ihre Prüfung mit Auszeichnung bestanden. Erwähnenswert ist auch, dass es in Liperi, der finnischen Partnerstadt Büchens in der Landschaft Karelien, eine permanente Brotausstellung der Firma Hondt gibt.

Eine umfangreiche Sammlung von Zeitungsbeiträgen und Fotos aus der Regionalpresse sind ein Spiegel der öffentlichen Aktivitäten der Firma Hondt über fast ein Vierteljahrhundert. Denn so lange, seit 1991, führt Bäckermeister Hondt nun den Familienbetrieb.

Dass Wilfried Hondt neben der alltäglichen Arbeit in der Backstube so viel Zeit erübrigt für unterschiedliche Aktivitäten, hat sicherlich auch damit zu tun, dass das Backhandwerk sich überall gegenüber Discountern, die Fabrikbrot-Produkte zu Billigpreisen anbieten, behaupten muss. Und das gelingt am besten durch erstklassige Qualität und öffentliche Aufmerksamkeit. Darum hat sich Bäckerei Hondt 2012 dem neu gegründeten Verein „Traditionsbäcker – Qualität aus Schleswig-Holstein“ angeschlossen, der seine Mitgliedsbetriebe zertifiziert, die sich ihrerseits dazu verpflichten, anspruchsvolle Qualitätskriterien zu erfüllen.

Ein zweiter Grund für die Verantwortung, die Bäckermeister Hondt übernimmt, ist die tiefe Verwurzelung seines Betriebes in Büchen. Denn genau an dem Standort in der Bahnhofstraße gibt es die Bäckerei seit ihrer Gründung am 4. Juli 1897 durch Heinrich Niemann. Der Urgroßvater Wilfried Hondts war übrigens gar kein Bäcker, sondern Müller, besaß aber das Recht, Brot zu backen, wie er auch das Schankrecht hatte. Seine Tochter heiratete standesgemäß einen Bäcker - Walter Lopau, der ab 1929 den Betrieb leitete. Und die Geschichte wiederholte sich. Die Tochter der Lopaus übernahm den väterlichen Betrieb, der ab 1965 von ihrem Ehemann, Bäckermeister Rudolf Hondt, geführt wurde. Mit Sohn Wilfried Hondt ist in der vierten Generation nun erstmals ein männlicher Erbe Betriebsinhaber.

Seither hat sich viel getan. Mehrfach wurde der Betrieb modernisiert und umgebaut und energetisch saniert. Zwei Verkaufswagen versorgen die umliegenden Dörfer. Beliefert werden auch einige Großverbraucher und Wiederverkäufer. Von den elf Mitarbeitenden sind vier in der Backstube und sieben im Verkauf tätig. Die nächste Generation steht schon bereit: Sohn Niels hat im Juni 2013 seine Meisterprüfung im Bäckerhandwerk bestanden. (hs)

Bäckermeister Wilfried Hondt und Pastor Dr. Jan Jackisch