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„Fluffiges“ Kohlbrot und andere regionale Besonderheiten

Der „Kalle Bäcker“ in Marne ist ein alter Familienbetrieb, dessen Wurzeln in Schlesien um 1900 liegen. Der Urgroßvater von Sabine Riemann hatte 1897 im Ort Kornfelde im Landkreis Kreuzburg/Oberschlesien ein Lebensmittelgeschäft mit integrierter Dorfbäckerei gegründet. Großvater Karl Riemann übernahm das Geschäft. Nach Kriegsende flüchtete er mit seiner Familie in den Westen und landete schließlich in Dithmarschen. Hier übernahm er im Kaiser-Wilhelm-Koog eine stillgelegte Bäckerei. Später kam es zum Neubau in Marne. Sein jüngster Sohn Karl jun., genannt „Kalle“, übernahm den Betrieb und machte seinen Kosenamen zur Firmenmarke („Kalle Bäcker“). Heute wird der Betrieb von den Geschwistern Sabine und Mark Karl Riemann geführt.

Das Unternehmen hat 14 Filialen entlang der Westküste, von Itzehoe und Brunsbüttel über Marne, Büsum und Heide bis nach St. Peter–Ording. Mehr als 100 Mitarbeiter sind für den Kalle-Bäcker tätig, vorwiegend Frauen, zumeist in Vollzeit und nicht, wie man vermuten könnte, in Teilzeit.

Bekannt ist der Kalle Bäcker in der Region für seine cerealen Besonderheiten. Es gibt ein umfassendes Vollkorn- und Schwarzbrotsortiment. Gern werden alte Rezepturen nachgebacken. So sind die Kekse mit Schmalznüssen ein beliebtes Wintergebäck, während im Sommer selbstgemachter Zwieback seine Käufer findet. Eine vom Großvater eingeführte Tradition sind das schlesische Mohngebäck und die schlesische Mohntorte, beide Produkte sind besonders beliebt bei den Touristen.

Wenn in Dithmarschen, Europas größtem zusammenhängenden Kohlanbaugebiet, ab August die Kohlernte läuft, kommt beim Kalle Bäcker das Kohlbrot in die Auslagen. Zudem lädt Sabine Riemann zum gemeinsamen „Kohlbrotbacken für jedermann“ ein. Nach der Devise „Backen und mitnehmen“ kann sich jeder Teilnehmer für eine Gebühr von 3,00 Euro sein eigenes Brot backen. Populär ist das Kohlbrotbacken bei Urlaubern und älteren Menschen. Diese Aktion sei auch geeignet, so Sabine Riemann, um Kenntnisse über die Brotherstellung zu kommunizieren, denn „die Leute wissen wenig darüber, wie Brot entsteht“. Ohne zu viel zu verraten, darf gesagt werden, dass beim Kohlbrot ein Weizenmischteig mit geraspeltem Kohl versetzt und mit Röstzwiebeln veredelt wird. Das Brot, sagt Sabine Riemann, schmecke „fluffig“, da es sei aufgrund des Wassergehaltes im Kohl locker und saftig sei. Besonders haltbare Brotsorten versendet der Kalle Bäcker bundesweit über den Online-Shop.

Sabine Riemann hat Pastor Dr. Jochen Hose auf die Aktion „5000 Brote – Konfis backen Brot für die Welt“ hin angesprochen. Gebacken wurde an einem Sonnabendvormittag Anfang November 2014. Beteiligt waren zwei Konfirmandengruppen mit insgesamt mehr als 40 Jugendlichen. Die Aktion dauerte ungefähr drei Stunden. Gebacken wurden Wurzelbrote. In den Pausen zwischen den Backgängen hatten die Jugendlichen Gelegenheit, den Betrieb zu besichtigen. Nach dem Sonntagsgottesdienst wurde 97 Brote verkauft. Der Erlös betrug 329,00 Euro. (hs)

Sabine Riemann und Pastor Dr. Jochen Hose